Überlebenskünstlerin

Leading Lady- Christina Elisabeth…Von der Flugbegleiterin zur Hebamme

 

Name: Christina Elisabeth Piller

Alter: 25

Geburtsort: Wien

Beruf: Hebammenstudentin (6. Semester); Peak Performance Vienna’s Social Media Guru

Geschwister: Victoria Stephanie, 24; Ernährungspädagogin

Lieblingsspeise: Mamas Gemüsesuppe

Hobbies: Rennradeln, Lesen, Reisen, Snowboarden

Mein Lebensmotto: She who dares, wins!

Das macht mich aus: mein Humor & mein gewinnendes Wesen

Mein schönstes Reiseziel: Inselhüpfen in der Karibik

Eine schlechte Angewohnheit: ich singe sehr gerne, laut und oft, nur leider nicht so gut..

 

Meine nächste „Leading Lady“ ist Christina Piller, warum gerade sie dazu zählt, erkläre ich euch ganz kurz. Christina ist Hebammenstudentin im letzten Semester an der FH IMC Krems und hätte ich sie zum Zeitpunkt der Geburt meines Sohnes vor vier Jahren schon gekannt, wäre sie ganz sicher meine Wahlhebamme geworden.

Ich habe meinen Sohn damals in einer Klinik entbunden, sollte meine nächste Schwangerschaft aber auch so reibungslos ablaufen, würde ich nicht nochmal so entscheiden. Da es hier jetzt aber nicht um die Geburt meines Kindes geht, sondern um eine wundervolle Frau, ihre Geschichte und Erfahrungen, die ich euch nicht vorenthalten will, gehe ich nur ganz kurz auf mein Erlebnis ein. Ich hatte eine acht Stunden Lehrbuchgeburt, wie mir währenddessen immer wieder versichert wurde. Die Geburt und die Stunden davor waren auch nicht das Problem, die Rahmenbedingungen hingegen waren für mich untragbar. Ich war an diese Liege „gefesselt“, hatte drei Hebammenwechsel, die ich alle davor noch nie gesehen hatte und wurde mit meinem Kleinen in einem Sechsbettzimmer, ohne Privatsphäre untergebracht. Ans Schlafen brauchte ich die ersten drei Nächte also gar nicht erst denken. Und wenn man Hilfe von einer Kinderkrankenschwester benötigte, musste man sehr hartnäckig die Schwesternglocke läuten.

Ein Jahr darauf habe ich die liebe Christina kennengelernt. Nach langen Gesprächen und ihren Erzählungen, möchte ich es beim nächsten Mal anders haben. Keine Klinik, sondern einen geschützten Rahmen mit ganz viel Privatsphäre! Ich freue mich, dass sie sich für mein Interview Zeit genommen hat und ich somit viel Liebe und Hingabe hier am Blog teilen darf. Christina eine „Leading Lady“ der besonderen Art.

Mit dem Kopf in den Wolken startet Christina ihr Berufsleben als Flugbegleiterin, eine Zeit die sie niemals missen möchte, doch ihr Wunsch nach etwas „Sinn- stiftendem“ ist größer und so stellt sie sich dem Aufnahmeverfahren für das Hebammenstudium. Ein großer Traum geht in Erfüllung und neben einem umfangreichen Theorieteil, lernt Christina vor allem durch die viele Zeit in den unterschiedlichsten Praktikumsstellen. Sie schnuppert Klinikluft und macht intime und vorantreibende Erfahrungen im Geburtshaus.

 

Worin siehst du den Unterschied zwischen einer Geburt mit Klinikhebamme und einer Geburt mit Wahlhebamme?

  „Vorab muss ich sagen, dass ich natürlich nur von meinen persönlichen Erfahrungen aus Praktika berichten kann! Aber unabhängig ob Krankenhaus, Geburtshaus oder daheim, es kommt sehr auf das Vertrauensverhältnis zwischen der Hebamme und der Frau an. Weil du von den vielen Dienstwechseln bei deiner Geburt gesprochen hast, möchte ich erwähnen, dass Hebammen in Kliniken sehr gute Arbeit leisten, und das obwohl sie oftmals mehrere Frauen gleichzeitig betreuen und zusätzlich noch administrative Aufgaben erledigen sollten. Hinzu kommen Dokumentation, Visiten, ungeplante Aufnahmen oder eventuelle Notfälle. Das Alles ist Geburtshilfe, wie wir sie lieben, man arbeitet flexibel und ohne strikte Planung. Bei einer Klinikgeburt mit einer der dort angestellten Hebamme, heißt das aber nicht, dass man die Hebamme davor noch nie gesehen hat, eventuell kennt man sie von Info Abenden, CTG Kontrollen oder Akupunktur Terminen, aber sicher weiß man eben nie zu wessen Dienstzeit das Baby gern kommen möchte. Trotz der systembedingten Aufgaben und eventuellen Zwischenfällen versuchen Klinikhebammen ihr Bestes, um die Frauen individuell zu betreuen. 

Entscheidet man sich allerdings für eine Geburt mit einer Wahlhebamme in einer Klinik, im Geburtshaus oder Zu Hause, hat man den Vorteil, dass man über den gesamten Schwangerschaftsverlauf eine vertraute Ansprechperson hat, die man via Anruf, WhatsApp oder durch ein persönliches Gespräch zu (fast) jeder Tages-und Nachtzeit um Unterstützung und Rat bitten kann! Auch die Betreuung während der Geburt übernimmt die schon vertraute Wahlhebamme und natürlich nicht zu vergessen die Nachbetreuung.“

Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Aufgaben einer Hebamme?

„Die wichtigsten Aufgaben einer Hebamme sind die Betreuung von Mutter, Vater und Kind während der Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett bis zum vollendeten ersten Lebensjahr des Kindes. Das inkludiert Alles; Rat und Tat in jeder Situation, Geburtsvorbereitungskurse, Stillhilfe, kleine Tipps und Tricks bei Schwangerschaftsbeschwerden, von denen du vorher nicht wusstest, dass es sie überhaupt gibt. Hebammen sind im Fall einer komplikationslosen, gesunden Schwangerschaft und Geburt die Expertinnen und können Frauen eigenverantwortlich betreuen. Sie unterstützen Frauen durch Fachwissen und Erfahrung bei unterschiedlichsten Entscheidungsprozessen, klären auf und helfen dann bei der Umsetzung der Pläne. Zusätzlich finde ich die Hebammentätigkeit an Schulen sehr wichtig, um Kinder und Jugendliche jedes Alters aufzuklären.

Was war dein allerschönstes Erlebnis, das du während deiner unterschiedlichen Praktika erleben durftest?

Meine schönsten Erlebnisse sind reibungslose Geburten, die ersten ganz ruhigen Momente danach und die unendliche Dankbarkeit, die die Frauen nach der Geburt äußern. Das sind auch die Momente, in denen ich es aufgegeben habe, Tränen zurückzuhalten. Zu manchen Frauen entwickelt sich in diesen Stunden eine sehr innige Beziehung, die noch lange danach spürbar ist.

Ein ganz besonderes Erlebnis war auch meine erste Hausgeburt, bei der ich dabei sein durfte. Ich hab’s gerade noch rechtzeitig geschafft und es war eine wahnsinnig ergreifende Erfahrung für mich. Diese selbstverständliche Normalität in den eigenen vier Wänden, kann man nirgendwo nachstellen. Auch die Zusammenarbeit in den Kreißsälen oder auf den Stationen habe ich als sehr schön empfunden. Ichwurde in vielen unterschiedlichen, schon bestehenden Teams aufgenommen und habe von jeder Hebamme, jeder Ärztin, jedem Arzt, jeder Krankenschwester etwas gelernt und dafür bin ich sehr dankbar!“

 

Was sind deine Erfahrungen, die du mit den Partner der Frauen im Kreißsaal gemacht hast? Viele Väter, oder bei gleichgeschlechtlichen Paaren Mütter, haben Angst sie könnten die Nerven verlieren. Hast du einen Tipp für werdende Eltern, die ihre Frauen gut unterstützen möchten?


„Der Partner kann bei der Geburt eine große Unterstützung sein. Oft sind sie anfangs recht unbeholfen, was verständlich ist unter diesen außergewöhnlichen Umständen. Sie sehen, dass ihre Partnerinnen schwere Geburtsarbeit leisten, wollen helfen & wissen oft nicht wie. Hebammen versuchen immer die Partner, soweit diese es wollen, gut in alle Prozesse einzubinden. Es sind Kleinigkeiten, die den Frauen während der Geburt sehr helfen können; 
Kreuzbeinmassagen, Zuspruch, Empathie, ein kaltes Tuch für die Stirn, etwas zu Trinken.

Das alles erfährt man bei speziellen „Geburtsvorbereitungskursen für Geburtspartner“. Man wird aufgeklärt und bekommt relevante Tipps & Tricks, um seine Partnerin bei der Geburt zu unterstützen, aber auch um diese genießen zu können, als das, was es ist: Die Geburt des gemeinsamen Kindes!“

 

Du hast als Hebammenstudentin gemeinsam mit Hebammen schon viele Frauen bei und nach ihren Geburten begleitet und somit die ersten Stunden ihrer Babys intensiv mitbekommen. Willst du selbst auch Kinder, oder schrecken dich deine bisherigen Erfahrungen davor ab?

„Die Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe, schrecken mich keinesfalls ab Kinder zu bekommen!! Meiner Meinung nach ist Wissen Macht. Deswegen empfinde ich es als Privileg so aufgeklärt in meine eventuellen (in ferner Zukunft liegenden) Schwangerschaften gehen zu können. 

Auch Hebammen brauchen eine Hebamme und deswegen ist es ein großer Vorteil, dass ich viele von ihnen als meine Vorbilder, Mentorinnen und andere als meine Freundinnen bezeichnen darf!“ (Bussis an die Hebammen an dieser Stelle!)

 

Wo siehst du dich, wenn du dein Studium abgeschlossen hast?

„Ich selbst sehe mich zuerst in einer Klinik, weil ich es für mich persönlich als wichtig empfinde meinen Erfahrungsschatz weiter auszubauen, viel zu sehen und ein Gespür für Routine zu bekommen. Gut vorstellen kann ich mir, dass ich bald mit Wochenbettbetreuungen beginne und später einmal mehr freiberuflich tätig sein werde.“

Im Moment schreibt Christina gerade an ihrer Bachelorarbeit zum Thema „Stillen in der Öffentlichkeit“ und absolviert die letzten Prüfungen, kurz darauf folgt das letzte Klinikpraktikum. Im Herbst ist es soweit, nach der Bachelorprüfung nimmt die Studienzeit ein Ende. Doch Christina arbeitet immer hart an sich selbst und gönnt sich auch nach ihrem Studium keine Auszeit. Ganz im Gegenteil! Es geht nach Afrika!

 

Du hast ja ein großes Projekt vor dir, das dich nach Tansania führt? Worum handelt es sich dabei?

„Ich habe mir während des Studiums schon Gedanken gemacht, was ich denn direkt danach anstellen möchte. Und weil ich so ein Glückskind bin und ich mir dessen und meiner privilegierten Lebensumstände sehr bewusst bin, wollte ich mich unbedingt sozial engagieren und etwas von meinem Glück im Leben an andere weitergeben. Eine sehr liebe Freundin hat mich dann auf „Africa Amini Alama“ aufmerksam gemacht, eine Organisation, die von zwei österreichischen Ärztinnen geleitet wird. Dort habe ich mich beworben und bin sehr glücklich, dass ich drei Monate vor Ort meinen Tatendrang in etwas Sinnvolles verwandeln kann. Mein Tätigkeitsbereich entscheidet sich demnächst und ich freue mich schon seeehr auf diese Erfahrung & hoffe eine Unterstützung sein zu können!“

 

Foto Black/White: Bettina Greslehner